NaherOsten

Maurische Architektur, die über Nordafrika nach Andalusien kam, ist weltbekannt. Auf die Maurischen Einflüsse im Nahen Osten Deutschlands trifft man eher unerwartet. Diskutiert wird oft über den Neubau von Moscheen. Im 19. Jahrhundert, der Zeit der Antiken- und Orientbegeisterung, entstanden wie selbstverständlich technische Bauwerke und Fabriken nach arabischen Vorbildern. Etwas zum Nachdenken.

Auf unseren Fahrradausflügen vom Campingplatz am Templiner See zu den bekannten Tourismuszielen Babelsberg und Sanssouci kamen wir immer mal wieder am Potsdamer Dampfmaschinenhaus vorbei. Die maurisch orientalisierende Architektur war eine beliebte Sonderform des Historismus. 1842 ging das Maschinenhaus mit der damals stärksten Dampfmaschine Preußens zur Bewässerung der Fontänen, Wasserspiele und Gärten auf Schloss Sanssouci in Betrieb. Einen tollen Eindruck des Innenraums mit einer Videoführung bekommt man auf der offiziellen Seite der Stiftung Preussische Schlösser und Gärten.

Dampfmaschinenhaus (Moschee) – Die „Moschee“ von Potsdam | SPSG

Einen anderen maurischen Palast fanden wir in der Nähe von Neuruppin bei graublauem Himmel und Nieselregen. Die Fotos sind deshalb etwas trübe und werden der grandiosen Ornamentfassade nicht ganz gerecht. Im Gebäude war ich leider nicht. Es war gegen Vandalismus gut gesichert. Das Herrenhaus Gut Gentzrode wurde 1876/77 maurisch historisierend von Martin Gropius, einem Großonkel von Walter Gropius, erbaut.

Hin und wieder sind Verwandtschaftsverhältnisse ja mal ganz interessant. Nach einem jahrzehntelangen Ruinendasein und wegen der durch Lage und Zustand sehr schwierigen Diskussion zu Nutzung und Sanierung gibt es seit 2021 eine Projektgruppe mit Eigentümer, Kommune und Denkmalpflege, die Maßnahmen zur Notsicherung und gutachterlichen Schadensaufnahme begleitet.

Deutsche Stiftung Denkmalschutz – Gut Gentzrode – Neuruppin

Die Yenidze in Dresden, eine ehemalige Tabakfabrik erbaut von 1908-1909, erhielt ihre dekorative orientalische Hülle aufgrund einer gestaltenden Bauvorschrift, die die damals üblichen, funktionalen Fabrikfassaden in der Nähe der Innenstadt ausschloss.

Betritt man nach der spektakulären Fassadenansicht das Restaurant unter der Kuppel, wird man leider enttäuscht – eher langweilig. Immerhin hat man vom Biergarten im Außenbereich am Fuße der Kuppel einen weiten Panoramablick über Dresden.

Yenidze | Dresden