LandschaftundKunst

Das Museum Insel Hombroich, eine ganz andere Stadtkunst, genauer Kunst in Landschaft vor Stadt, erstreckt sich auf etwa 60 ha in direkter Nachbarschaft zu Neuss an der Autobahn 46. Innerhalb dieses künstlich angelegten Landschaftsparks stehen in lockerer Verteilung zwischen weitläufigen Grünflächen pavillonartige Gebäude als begehbare Skulpturen.

Sie werden genutzt als Galerien für Ausstellungen und Ateliers für Künstler und Stipendiaten. Konzipiert und gestaltet wurde die Anlage und ein großer Teil der Bauten maßgeblich vom Künstler und Bildhauer Erwin Heerich (1922-2004) in den 80er und 90er Jahren. Man begegnet dem plastischen Thema auf den Rundgängen deshalb an vielen Orten. Die Heerich Architekturskulpturen in kleinem Maßstab zeigen, wie Fassade zwischen Innen- und Außenräumen vermittelt und in beide Richtungen in den Raum greift. Vielleicht mache ich mal ein Seminar für schwer erziehbare Bauträger zum Thema Volumenverschiebung und Reaktion auf der Fläche. Die kleinen Objekte werden übrigens auf Auktionen mit etwa 6.000 Euro gehandelt.

Eine Leitidee der begehbaren Kunstbaukörper in Hombroich ist die durchgehende Verwendung von Abbruchziegeln, was die unterschiedlichen Museumsräume als Familie wirken lässt. Neben dem eigentlichen Museumspark bildet die Umgestaltung einer ehemaligen Nato Raketenstation den kontrastreichen Gegenpol innerhalb der Insel. Hier stehen die Museumsgebäude und Ateliers in einer Natur, die das ehemalige Militärgelände inzwischen spontan in Besitz genommen hat und die sich zwischen den Bauten ungeplant und wild ausbreitet.

Museum Insel Hombroich

Langen Foundation

Vergessen wir mal für einen Augenblick die Industriebrauereien und Konzerne, die Bier als Massenware aus Edelstahltanks vermarkten und in ihrer Werbung so tun, als ob das Tradition wäre. Sprechen wir stattdessen von Braukunst. Das Bierbrauen in Klöstern und später in kleinen Hausbrauereien war immer eng mit der umgebenden Landschaft verbunden. Braukunst ist das Geheimnis, aus ganz einfachen pflanzlichen Zutaten einen unverwechselbaren Geschmack zu erzeugen. Heute besteht dieses Geheimnis der Bierindustrie übrigens aus Polyvinylpolypyrrolidon, einem Kunststoffpolymer als Stabilisator.

Etwas Braukunst kann man in dem kleinen Ort Singen in Thüringen erspüren. Der Standort der heutigen Brauerei Schmitt war bereits im 17. Jahrhundert Gasthof mit Brauhaus und Ausspanne an der historischen Handelsstraße von Nürnberg nach Erfurt. Die beginnende Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts hatte auch hier Auswirkungen auf das Braugewerbe. Die Hausbrauereien in den Dörfern wurden geschlossen oder mit Dampfkesselanlagen und Kühleislagerung modernisiert und vergrößert. Dieser Ausbau erfolgte in Singen ab 1885 .

Auf einer Führung in kleiner Gruppe konnten wir die heute noch vorhandene Dampfmaschinentechnik besichtigen. Sie ist auf dem Stand von 1920. Sommerlich gekleidet stiegen wir hinab in den Eiskeller. Die Teiche vor der Brauerei wurden bis in die sechziger Jahre zur Eisgewinnung genutzt. Personen, denen man begegnet, treffend zu charakterisieren und zu beschreiben, ist eine schriftstellerische Qualität, an der es mir mangelt. Ich kann den Humor des Braumeisters deshalb dazu nur kommentarlos zitieren : Wir haben Probleme, die Hygienestandards nach EU Recht zu erfüllen…